Was bleibt, wenn wir verschwunden sind?

Ab in die Pestalozzistraße 22. Aber schon zweimal vorbeigelaufen finden wir die „Teddy Bar“ immer noch nicht.

Das einzige, was uns schlussendlich daran erinnert, dass dort einmal eine belebte und bekannte Bar stand, ist eine leichte Verfärbung an der Hauswand und das Schild mit der Hausnummer 22 - Somit ist ein weiterer Teil der Münchner Homosexuellen-Geschichte der Gentrifizierung zu Grunde gefallen… Was ist diese Gentrifizierung eigentlich, über die alle reden?

Unsere liebste Informationsquelle, die Google-Suche ergibt dafür eine ganz einfache Antwort: „Aufwertung eines Stadtteils durch dessen Sanierung oder Umbau mit der Folge, dass die dort ansässige Bevölkerung durch wohlhabende Bevölkerungsschichten verdrängt wird.“

Dasselbe gilt in unserem Fall nicht nur für die Bewohner der Viertel, sondern auch für die Bars, die ein Viertel erst so richtig lebendig machen. Es war immer schon so gewesen – ein beliebtes Viertel ist nur so beliebt wie seine Bars!

Aber wenn gleichzeitig eine andere Bevölkerung und mehr Geld in das Viertel einzieht, müssen sich die Besitzer der Bars anpassen. Und dieses „neue“ Geld wird in eine andere Kneipenkultur, als die für das schwule und lesbische Publikum, angelegt. Schlicht und ergreifend fehlt dadurch das Geld für Miete und Instandhaltung der Treffpunkte, wie die Teddy Bar. Sie musste, wie viele andere Schwulenkneipen den vielen neu entstandenen „schickimicki“ Szene Bars weichen, sodass man sie mittlerweile suchen muss, um sie zu entdecken.

Die Liste der schwul-lesbischen Bars und Läden, die in den vergangenen zehn Jahren schließen mussten, ist lang und wird wohl durch die immer weiteren Erneuerungen der Münchner Stadtviertel steigen. Das Glockenbachviertel ist nur eins der Beispiele für die Frage, was sich verändert, wenn sich alles verändert. – Was bleibt, wenn wir verschwunden sind?